Das Rathaus
Im Rathaus stand die Feuerspritze

Das Schüttorfer Rathaus hat schon alles mitgemacht. Es diente als Ballsaal für Hochzeitsfeiern, als Polizeistation und Gefängnis, als Volksschule, Kinderhort und als Gerätehaus für die Feuerspritze. Aber das nur nebenbei, denn zuerst war es schon immer als Sitz des Bürgermeisters und des Rates Mittelpunkt der Stadt.
Schon immer? Bedauerlicherweise haben die Erbauer des Rathauses keine Jahreszahl hinterlassen. Das spätgotische Gebäude aus Bentheimer Sandsteinquadern wird dem 15. Jahrhundert zugeordnet. Markant ist der spitze Staffelgiebel mit seiner dicht gereihten Folge dachförmig abgedeckter Zinnen, der von einem goldenen Wetterhahn gekrönt wird. Leider ist das Rathaus 1945 ausgebrannt, so dass von der historischen Substanz nicht viel mehr als die Fassade geblieben ist. Auch der wertvollste Schatz aus dem Innern, ein gotischer Kronleuchter aus Bandeisen und ornamental geschnittenen Blechen, ging dabei verloren. Ein hübscher Blickfang ist die Sonnenuhr von 1760 über dem Eingang. Etwas unscheinbar wirkt der eiserne Stab links neben der Rathaustür, bekannt als die „Schüttorfer Elle“. In der Zeit der Leineweberei, als das metrische System noch unbekannt war, diente sie als amtliches Richtmaß für Zeugwaren. Nicht nur in Schüttorf, sondern auch in den Nachbarstädten Lingen, Rheine und Ochtrup. Noch in den 30er Jahren befand sich an der Südostecke des Rathauses ein schmiedeeisernes Kanonenrohr von 1484, das wohl eher Dekorations- als Verteidigungszwecken gedient hat. Und weil der Marktplatz auch Ort der Gerichtsbarkeit war, wurden Spitzbuben bis 1889 vor dem Rathaus an den Pranger gestellt. Dann verschwand der Schandpfahl aus dem Stadtbild. Ein Briefkasten nahm seinen Platz ein.